Die Mühle des Monats April...

dreht sich in Kuchelmiß

Eine erste Mühle in Kuchelmiß wurde 1558 gebaut. Die Serrahner Wassermühle der Grafen von Hahn wurde auf den Mühlenkamp in Ku­chelmiß verlegt, da dieser näher am Hauptgut lag. Trotzdem wurde sie auch später noch als Schlossmühle Serrahn bezeichnet.

Die in ritterschaftlichem Besitz befindliche Mühle wurde regelmäßig verpachtet und in den Verträgen Rechte und Pflichten des Pächters detailliert festgelegt. 1630 zum Beispiel hatte der Müller außer den jährlichen Abgaben an Korn und Malz auch 20 junge Hühner, frische Eier und Rauch­speck zu liefern, die Mühlensteine und das Wehr in Ordnung zu halten sowie die Gebäude auf eigene Kosten zu reparieren. Der zur Mühle gehörige Aalfang sollte durch zwei Schlösser gesi­chert werden, so dass der Müller nur im Beisein des Verwal­ters die Kiste öffnen konnte, deren Inhalt dann geteilt wurde.

Das heutige Gebäude mit Mühle und Wohnung entstand 1750 nachdem am 1.1.1748 ein verheerender Sturm die großen Eichen- und Buchenwälder um Kuchelmiß, Serrahn und Langhagen vernichtet hatte. Einhundert Jahre später hatte man den Mühlenbetrieb um eine Ölstampfe erweitert, die Ölmühle aber nur bis 1873 arbeitete und 1899 abgerissen wurde.

1866 war das Wasserrad der Mühle durch eine Turbine ersetzt worden, verbunden mit umfangreichen Modernisierungen am Mahlwerk. Auch eine Elektro- und eine Wasserleitung wurden von der Mühle zum Schloss gelegt. Das Wasserrad gehörte der Vergangenheit an. 1896 kam es zu einer vollständigen Erneuerung des Mahlwerkes, das jetzt dem neuesten technischen Stand entsprach.

1945 unterliegen Mühle und Gut der Bodenreform. Der langjährige Pächter Herbert Mevius wird Besitzer der Mühle. Nach seinem Tod führte die Tochter Ilse die Mühle von 1954 bis 1960 als erste Müllerin Mecklenburgs. Auch nach der Übernahme der Mühle durch die LPG bewohnte die Familie weiterhin die Müllerwohnung. Von der LPG Kuchelmiß wurde noch bis zum Jahre 1974 mit Hilfe der Wasserturbine Mischfutter hergestellt.

1980 wurde die Mühle zum technischen Denkmal erklärt und dem Museum Güstrow übergeben. Es begannen eine umfangreiche Restaurierung und die Einrichtung zu einem Mühlenmu­seum. Die technischen Anlagen wurden in den Zustand von 1930 versetzt. Bis heute können die Ausstellung der kompletten Mühlentechnik, Einrichtungsgegenstände einer Müller- und einer Gesellenwohnung und die Außenanlage einer Wassermühle von den Besuchern erlebt werden.

Pläne, die Mühle als Schauanlage wieder mit Wasserkraft zu betreiben und eine der beiden ehemals vorhandenen Francis-Turbinen zu überarbeiten und wieder einzubauen, scheiterten nach dem Versagen des Wasserrechts und dem Bau einer Fischaufstiegsanlage. 2014 wurde diese Anlage noch einmal optimiert, um „aufstiegswilligen Organismen“ – den Fischen – das Passieren des Mühlenstandortes zu ermöglichen.

Damit wird an diesem Standort deutlich, dass der Bau und Unterhalt von Fischtreppen keine Einzelaktionen sind, sondern laufenden Unterhaltungsaufwand und weitere Umbaukosten verursachen. Es bleibt zweifelhaft, ob der erhoffte Erfolg diesen Umbau der historischen Kulturlandschaft durch den Menschen rechtfertigt.

Ob es den 2001 in Mecklenburg erstmalig nachgewiesenen Kurzflügelkäfer (Dianous coerulescens), der ausschließlich im Moos des Spritzwasserbereiches freifallenden Wassers, z. B. von Mühlenbauwerken lebt, noch gibt, ist unbekannt. In Kuchelmiß konnte der Käfer am 28.7.2002 im Moos an einer Betonkante zur Wasserführung unterhalb der Wassermühle im Durchbruchstal der Nebel gefunden werden.

In ihrer Internetpräsentation zur Wassermühle Kuchelmiß versprechen die neuen Pächterinnen 2022, einen Ort des kulturellen und kulinarischen Austauschs schaffen - im sanften und respektvollen Umgang zur wilden Umgebung - auch wenn seit dem Bau der Fischtreppe zu wenig Wasser der Nebel zur Verfügung steht, um ein Mühlenrad in Bewegung zu setzen. „Dafür erreichen die Bachforellen nun mühelos ihren Laichplatz. Auch schön.“

Gemeinsam mit Jürgen Kniesz und Jan-Ludwig Bauditz vom Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern jeden Monat eine Mühle des Monats.

Weitere Hintergründe erfahren Sie unter Kulturdenkmal des Jahres.

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Foto: Jürgen Kniesz, 2020
Wehr 2020, Foto: Jürgen Kniesz
Fischtreppe 2020, Foto: Jürgen Kniesz

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