Die Mühle des Monats Juli 2022

steht in Gotthun, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Die Schamper Mühle bei Gotthun

Die Holländerwindmühle unweit des Westufers der Müritz präsentiert sich dem Vorbeifahrenden mit einem sanierten Mühlenkörper, mit Haube, aber ohne Flügel. Ebenso fehlt ihr die technische Ausstattung. Als eine der wenigen noch freistehenden Windmühlen in Mecklenburg und markante Landmarke ist sie dennoch besonders wertvoll. Ihr Überleben verdankt sie dem Einbau von Ferienwohnungen.

Eine sogenannte Schamper Mühle wurde erstmals 1342 erwähnt. Damals handelte es sich noch um eine Wassermühle. Das ihr den Namen gebende Dorf Schampe zwischen Groß Kelle und Zirzow war um 1350 bereits wüst.

Die Mühle wurde im Dreißigjährigen Krieg um 1640 zerstört, der Ort blieb danach 24 Jahre unbewohnt. Am 29.6.1664 wurde ein neuer Erbkauf- und Pachtkontrakt zwischen dem Kloster Dobbertin als Eigentümer und dem Grubenhäger Müller Jochim Hävel über diesen Mühlenplatz geschlossen. Das Klosteramt wollte die Mühle und die damit zusammenhängenden Einnahmen wieder nutzen. Hävel erklärte sich zum Wiederaufbau bereit. Das Kloster stellte das Bauholz zur Verfügung und verlangte von seinen Untertanen Hand- und Spanndienste. Der Müller erhielt die wiederaufgebaute Wassermühle zu günstigen Konditionen in Erbpacht.

Einhundert Jahre später gab es neben der Wassermühle bereits eine Windmühle. Nach dem „GrundRiss von der Lage der Schamper Mühle etc. zum Hochadelichen Closter Dobbertin gehörig …“ von 1762 stand eine Bockwindmühle östlich der Schamper Wassermühle auf dem Großen Mühlenkamp nördlich der Straße nach Röbel. Die Karte ist bisher der einzige Hinweis auf die Windmühle. Unbekannt ist, wie lange sie stand. Genutzt wurde sie vermutlich nur, wenn die Wassermühle wegen fehlendem Wasser nicht arbeiten konnte.

Die heutige Holländerwindmühle wurde 1810 gebaut, nachdem die Wassermühle eingehen musste. Der Gutsbesitzer von Bülow zahlte dem Kloster 1000 Taler in Gold zu ihrer Stilllegung um das Land besser zu nutzen.

Die neue Windmühle wurde zunächst nur zeitverpachtet. Mit ihr war auch das Recht der Branntweinbrennerei, später die Bewirtschaftung des Straßenkrugs verbunden. Nach 1835 war sie wieder in Erbpacht. Besitzer der Mühle blieb das Klosteramt Dobbertin. Bis 1939, als die Mühle einen Flügel verlor, wurde ausschließlich mit Windkraft gearbeitet. Danach trieb ein Dieselmotor, später ein Elektromotor die Müllereimaschinen.

Schon 1929 war die Mühle im Rahmen einer Mühlenerfas­sung der Lan­des­amts für Denkmalpflege in Schwerin als erhaltenswert eingestuft worden. Noch 1950 war sie in Betrieb. Ihr wurde ein guter baulicher Zustand attestiert. Ein Foto zeigt sie 1951 in ihrer vollen Schönheit mit intaktem Flügelkreuz und Windrose. Erst das mit den LPG-Gründungen einhergehende allgemeine Mühlensterben führte auch bei der Schamper Mühle zur Betriebseinstellung. Nach dem Tod des letzten Besitzers 1958 ging die Mühle in den Besitz der LPG Typ I Gotthun über, die sie bis 1964 nutzte.

Mehrmalige Ansätze einer Restaurierung und Nutzung erhielten sie mehr schlecht als recht. Von der Technik im Inneren blieb nichts erhalten. Es war den Röbeler Mühlenfreunden zu verdanken, dass die Mühle gesichert und Löcher im Rumpf und im Dach geschlossen wurden. Das Engagement war der Grundstein ihrer Erhaltung.

Nach dem Verkauf der Mühle 2000 begann 2002 ihre Sanierung und der Einbau von Ferienwohnungen. Die Idee, die Mühle innen baulich vertikal zu teilen und zwei Ferienwohnungen einzurichten, die sich von unten nach oben, jeweils über drei Etagen erstrecken, wurde umgesetzt. Jede Wohnung erhielt einen separaten Eingang. 2004 wurden die Wohnungen erstmalig vermietet, noch hatte man vor, auch wieder Flügel an die Mühle zu bringen.

Die Vermietung der Ferienwohnung wurde – warum auch immer – bald aufgegeben, die Mühle begann erneut zu verfallen. Im Frühjahr 2020 wurde sie erneut verkauft. Der neue Eigentümer hat die beiden Ferienwohnungen und den Außenbereich unter Berücksichtigung der Geschichte saniert und umgebaut. Seit 2021 können wieder Gäste einziehen.

Vielleicht werden – so der erneute Plan – auch einmal wieder Flügel angebracht werden, damit sie wieder wie eine „richtige“ Windmühle aussieht.

Schon jetzt ist ihr Bestand wieder einmal gesichert.

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Schamper Mühle, Karte 1762, Foto: Sammlung J. Kniesz
Schamper Mühle und Grosssteingrab 1929, Foto: Sammlung J. Kniesz
Schamper Mühle 1951, Foto: Sammlung J. Kniesz
Schamper Mühle 1988, Foto: Sammlung J. Kniesz
Schamper Mühle 2020, Foto: Sammlung J. Kniesz

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