Stove – ein Wahrzeichen in Behandlung
Die Erdholländermühle in Stove gilt als Wahrzeichen und wird seit den 1990er-Jahren als „Salzhaff-Symbol“ touristisch vermarktet. Das regelmäßige Schaumahlen lockte zahlreiche Interessente an. Gleichzeitig kann das gut erhaltene Mühleninnere besichtigt werden. Ein Heimatmuseum mit seiner Ausstellung in einer alten Scheune gegenüber der Mühle und ein kleines Backhaus ergänzen die Anlage.
Um eine der bekanntesten und sehenswertesten Windmühlen des Landes weiterhin auch in Betrieb mit Windkraft vorführen zu können, wird sie seit 2020 saniert. Trotz vieler, zum Teil erst bei den Arbeiten festgestellter Mängel kann die erneute Inbetriebnahme hoffentlich 2023 erfolgen.
Die älteste Nachricht von einer Stover Mühle findet sich in einer undatierten, vermutlich aus der 1. Hälfte des 16. Jh. stammenden Übersicht über geistliche Pächte, die das Amt Buckow unter anderem aus Stove einzog. Konkreter werden die Nachrichten in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Bockwindmühle zum Domanium gehörte. Sie wurde bis 1818 auf Zeit verpachtet, danach in Erbpacht verkauft. Auf der Suche nach einem Käufer beschrieb man das Anwesen: "Die Gebäude bestehen in einem Wohnhause, in einem hinter demselben gelegenen Stall und Wagenschauer und in der Mühle selbst, welche in gutem Stande ist, und sich vorzüglich durch ihren schnellen Umtrieb und leichten Gang besonders auszeichnet. Vor dem Hause ist ein guter Brunnen, so wie neben demselben ein Backofen.“ 1850 verfügte die Bockwindmühle über Mahl-, Sicht- und Graupengang.
Trotz der Vererbpachtung wechselte die Müller relativ häufig. 1889 ließ Johannes Tiedemann, der die Tochter seines Vorgängers geheiratet hatte, die heutige Holländermühle von der Rostocker Mühlenbaufirma Hofwolt nach dem damals modernsten Stand der Windmühlentechnik bauen. Nachdem die alte und die neue Mühle zwei Tage nebeneinander gestanden hatten, wurde die alte Bockwindmühle demontiert, nach Grevesmühlen transportiert und dort wieder in Betrieb genommen.
Tiedemann arbeitete bis zu seinem Tod 1908 in der Mühle. Danach wechselte der Hof wieder häufiger die Besitzer, unter denen aber kein gelernter Müller war. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wuchsen. Auch der Einbau eines elektrischen Hilfsmotors brachte keinen nennenswerten Erfolg. Erst als im Zuge eines Siedlungsverfahrens 1932 die Landwirtschaft vom Mühlenbetrieb getrennt wurde, ging es wieder bergauf. Zur Mühle gehörten jetzt Bäckerei und die 6,73 ha große Büdnerei. Inhaber wurde ein Müllermeister, der die Mühle 1936 modernisierte und eine Getreidereinigung einbaute.
1940 übernahm Hans Mirr die Mühle und betrieb während der Kriegs- und Nachkriegsjahre auch die Bäckerei. Die noch in Betrieb befindliche Windmühle wurde seit 1974 von Mirr für Besichtigungen und Führungen geöffnet. 1976 gab der 67jährige Müller sein Gewerbe auf. Die mit Holzschindeln gedeckte Mühle ist insgesamt 15 m hoch. Der Durchmesser der Windrose beträgt 3,5 m, der des Flügelkreuzes aus Stahlprofilen 22 m. An den 2,3 m breiten Flügeln befinden sich je 56 hölzerne Jalousieklappen. Bei Windstärke 4-5 beträgt die Leistung 25 PS bzw. etwa 18 kW. Der Elektromotor, unter dem Fußboden eingebaut, hat eine Leistung von 12 kW. Von den ursprünglich vorhandenen zwei Gängen war nur noch der Schrotgang erhalten. Der Mahlgang zur Herstellung von Feinmehl wurde durch Walzenstühle abgelöst.
Bis zuletzt hatte die Mühle trotz des seit den zwanziger Jahren vorhandenen Elektromotors auch mit Windkraft gearbeitet und jährlich 600 t Getreide vermahlen. Sie dürfte somit eine der letzten Windmühlen in Mecklenburg gewesen sein, die durchgehend bis zu ihrer endgültigen Stilllegung mit Windantrieb arbeiten konnte.
Der Landkreis Wismar kaufte 1978 die Mühle und machte sie als technisches Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Hans Mirr betreut sie bis zu seinem 80. Lebensjahr noch weiter. Für die Mühle begann eine Karriere als Vorzeigeobjekt für Denkmalpflege und Tradition der Landwirtschaft im Bezirk Rostock. Sie wurde ein Teil der „Traditionsstätte der sozialistischen Landwirtschaft Dorf Mecklenburg“. Der Besuch einer koreanischen Delegation, von Mirr durch die Mühle geführt, sorgte für Schlagzeilen.
Nach der Wende wurde die Mühle 1991 Eigentum der Gemeinde Boiensdorf, zu der das Dorf Stove gehört. Müllermeister Rudolf Goldbach, der von 1947 bis 1950 seinen Beruf in Stove erlernte, betreute sie seit 1991 über viele Jahre als produzierende Schauanlage. Bis heute sorgt sich der Windmühlen- und Museumsverein Stove um die Mühle und sichert die regemäßigen Öffnungszeiten.