Die Mühlenstadt Woldegk
Seit Januar wurden hier Wasser- und Windmühlen des Landes vorgestellt. Die kleine Auswahl muss unvollständig bleiben, weitere Mühlen wären es wert, genannt zu werden. Nicht verzichtet werden soll aber auf die Mühlen in Woldegk, der Mühlenstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Auch wenn ihre Erhaltung und öffentliche Präsentation mit nicht geringen Kosten verbunden sind, bilden sie doch das das Alleinstellungsmerkmal und Aushängeschild der Stadt.
Die älteste Mühle in der 1298 erstmals urkundlich erwähnten Stadt war die der Kirche gehörende Kiekbusch-Mühle, eine Wassermühle. Sie entstand vermutlich in Verbindung mit der Stadtgründung am namengebenden Kiekbusch. Wassermangel führte bei wachsender Einwohnerzahl zu Schwierigkeiten bei der Versorgung der Einwohner.
Vielleicht schon am Ende des 15. Jahrhunderts könnte eine Windmühle als zweite Mühle vorhanden gewesen sein. Als es hundert Jahre später zu Klagen über die geringe Leistung der Wassermühle und der Müller Pacht und Kosten für Reparaturen nicht mehr aufbringen konnte, auch der Stadt an einer Auflassung des Staus zur besseren und ganzjährigen Nutzung der Wiesen und Äcker gelegen war, wurde dem Müller 1587 gestattet, für die Kiekbuschwassermühle eine Bockwindmühle auf dem Mühlenberg vor dem Neubrandenburger Tor zu errichten. 1635 gab es bereits vier Windmühlen. Ihre Zahl erhöhte sich bis 1745 auf sieben. Ein festzustellender häufiger Besitzwechsel deutet aber auch auf eine außerordentlich harte Konkurrenz und eine schwierige wirtschaftliche Lage hin. Erst nach 1859 wurden die bis dahin dominierenden Bockwindmühlen durch Mühlen holländischen Typs ersetzt. Heute machen die verbliebenen fünf Mühlen Woldegk zur windmühlenreichsten Stadt im Land. Ihre heutigen Nutzungen als funktionstüchtiges Denkmal, Museum, Gaststätte oder Wohnung und Werkstatt zeigen die Möglichkeiten, ihren Erhalt zu sichern.
Am Standort der Museumsmühle befindlichen Mühlen hatten in den fast 240 Jahren ihres Bestehens 18 Besitzer. Die erste Mühle, eine Bockwindmühle, wurde 1766 vom Schulbrink, wo sie 1740 gebaut worden war, hierher umgesetzt. 1883 wurde sie durch die Holländermühle ersetzt, die 1952 ihren Betrieb einstellte. Das Bauwerk war bis auf die brüchige Außenhaut gut erhalten. Der achtseitige hölzerne Rumpf erhebt sich Sockelgeschoß aus geteertem Feldsteinmauerwerk. 1969 wurde in der umgebauten Mühle eine Heimatstube, später das Mühlenmuseum eröffnet. Das komplette Windgeschirr, die hölzerne Königswelle und das große Kammrad blieben erhalten. 1981 erhielt sie Flügelattrappen. 1993 wurde ihr eine rekonstruierte Haube aufgesetzt und die Attrappen gegen funktionstüchtige Flügel ausgetauscht.
Funktionstüchtig saniert und als Schauanlage genutzt wird heute die sogenannte Ehlertsche Mühle. Eine seit 1703 hier nachweisbare Bockwindmühle wurde 1886 nach Fürstenwerder verkauft und dafür die Holländerwindmühle des Gutes in Brohm aufgebaut. Hans Ehlert sen., ihr Besitzer seit 1926, verstarb 1969. Sein Sohn Hans Ehlert jun. gab schon 1970 als letzter Woldegker Windmüller sein Gewerbe auf.
1987 begann die Restaurierung des Baukörpers und der originalen Ausstattung. Die Mühle wurde wieder betriebsfähig und stellt das technikgeschichtlich interessanteste Bauwerk auf dem Mühlenberg dar. Die vollständig erhaltene Technik stammt aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zurzeit wird diese Mühle einer erneuten Sanierung unterzogen, um weiterhin betriebsfähig präsentiert zu werden.
Die Mühle Ramme, ein Turmholländer mit erneuerter Haube und Technikresten, ist heute ein Gaststätte. Sie wurde 1859 von Müllermeister Julius Hundt, wegen seiner sprichwörtlichen Streiche ein Woldegker Original, als erste Holländermühle der Stadt gebaut.
Die geschweifte Haube der backsteinernen Turmholländermühle musste 1978 durch ein flaches Notdach ersetzt. 1983 bis 1988 wurde in der Mühle ein Café eingerichtet. Der neben der Mühle befindliche Dieselmotor blieb erhalten. Eine neue geschweifte Haube wurde angefertigt. Das Anbringen von Flügelkreuz und Windrose ist aus statischen Gründen nicht mehr möglich.
Eine der größten Mühlen des Landes steht mit dem dazugehörigen Wohnhaus und dem Speicher an der Prenzlauer Chaussee. Seit 1999 verfügt sie wieder über Flügel. In der Galerieholländermühle, der Seemühle, blieben wesentliche Bestandteile der Technik erhalten. Sie war die leistungsfähigste Windmühle Woldegks. 1960 stellte sie die Produktion ein. Die Besitzer sicherten seitdem ihren Bestand und bemühen sich erfolgreich um ihre Erhaltung und Rekonstruktion.
Eine weitere Turmholländermühle wird als Wohnhaus genutzt. Die umgangssprachlich „Moulin Rouge“ genannte Mühle am Gotthunskamp fällt durch ihre Farbgebung auf. Im Anbau befanden sich Werkstatt und Verkaufsraum der Töpferei der Familie Saalfeld.
Die 1895 gebaute dreigeschossige backsteinerne Turmholländermühle stellte 1943 ihren Betrieb ein, die Technik wurde bald darauf demontiert und verkauft. Im Interesse ihrer Erhaltung wurde 1978 einer Nutzung als Wohnung zugestimmt. Der neue Besitzer sanierte ab 1983 das Mauerwerk, restaurierte die baufällige Turmhaube und ermöglichte durch das Anbringen einer neuen Windrose wieder das Drehen des Mühlenkopfes. Das äußere Erscheinungsbild blieb ohne Flügelkreuz weitgehend unverändert, lediglich die Farbe änderte sich von schwarz in ziegelrot. Bei der Renovierung 1978 hatte die Denkmalpflege Schwarz, Grün oder Rot vorgegeben. Der Eigentümer entschied sich für rot.