Am 16. Juni 2024 fanden die 4. Plattdeutschen Wochen mit einem fulminanten Endspurt ihren Abschluss. Der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern blickt zufrieden auf die vergangenen drei Wochen zurück. Der Kalender der Plattdeutschen Wochen war gut gefüllt, weil viele Veranstalter dieses Ereignis inzwischen in ihre Jahresplanung aufnehmen. Noch bis zuletzt fanden neue Akteure unter das Dach des Heimatverbandes.
Besonders herausragende Ereignisse waren natürlich auch in diesem Jahr wieder die großen Veranstaltungen, wie der „18. Norddeutsche Tag“ in Dömitz, der „10. Bäukerdag“ in Rostock und die „Klosternacht“ in Malchow, die – wie immer – viele Besucher anzogen. Das Fritz-Reuter-Literaturmuseum lud am 1. Juni zur Verkündung des Plattdeutschen Wortes nach Stavenhagen ein, wo gleichzeitig ein wissenschaftliches Symposium in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald stattfand.
Den besonderen Reiz der Plattdeutschen Wochen machen jedes Jahr wieder aber auch die vielen kleineren Angebote aus, die überall im Land für Plattdeutsch-Interessierte zu finden sind. Die Formate sind vielfältig und reichen von Gesprächsrunden zum gemütlichen Plaudern, wie in Demmin, Neubrandenburg, Greifswald, Bergholz und Ueckermünde bis hin zu thematischen Lesungen, wie in Schwerin, Krakow am See, Loitz oder Karlsburg. Besondere Höhepunkte darunter sind zwei Platt-Festivals, die jeweils für eine Woche in Greifswald und inzwischen auch in Prerow zahlreiche Angebote bereithalten und zum Mitmachen und Zuhören anlocken. Ebenso sind Theateraufführungen für viele immer wieder ein besonderer Anziehungspunkt. Unerwähnt bleiben darf dabei natürlich nicht das facettenreiche Programm, mit dem die Fritz-Reuter-Bühne Schwerin jedes Jahr wieder an unterschiedlichen Orten des Landes die Platt-Szene bereichert. Und last but not least: Am letzten Tag der Plattdeutschen Wochen fanden gleich zwei evangelische Gottesdienste auf Platt statt: in Warnemünde und Kirch Stück, die, wie immer, zahlreiche Besucher anlockten.
Ein besonders wichtiges Anliegen der Plattdeutschen Wochen ist es, das Angebot für junge Menschen so reichhaltig wie möglich zu gestalten und sie in die Aktionen miteinzubeziehen. So verdeutlichte der „10. Bäukerdag“ in Rostock, dass Platt zunehmend auch in Kitas und Grundschulen eine wichtige Rolle spielt und die Jüngsten inzwischen ziemlich großen Spaß beim Erlernen dieser schönen Sprache haben. In Röbel z.B. wurden die Kunden beim Einkaufen von den Kita-Kindern mit plattdeutschen Liedern und Warenbezeichnungen überrascht.
Aber auch Ausstellungen zählen im Rahmen der Plattdeutschen Wochen immer wieder zu den ganz besonderen Highlights. Lars Engelbrechts noch bis zum 28. Juni zu sehende Ausstellung über Caspar David Friedrich unter dem Titel „Der Maler ohne Nachnamen“ in St. Spiritus in Greifswald ist nur eines von vielen besonders zu empfehlenden Beispielen. Sein aus Kinderzeichnungen animierter Comic zog bereits ganze Schulklassen in die Ausstellung. Ebenso lockte die Tarnow-Wanderausstellung, die mit einer vergnüglichen Lesung durch Cornelia Nenz eröffnet wurde, nicht wenige Freunde des Plattdeutschen in den Friseursalon Warnke nach Neubrandenburg.
Ein Netzwerktreffen von Platt-Akteuren am 15. Juni im Kreisagrarmuseum von Dorf Mecklenburg war nur eine von mehreren Veranstaltungen an diesem Ort während der Plattdeutschen Wochen. Eingeladen waren "Plattdeutsch-Akteure", die ehrenamtlich Gruppen leiten, in denen Plattdeutsch gesprochen wird, wie auch jene, die solche Treffen unterhaltsam ausgestalten können.
Und noch eine sehr kreative Initiative sei erwähnt: Auf der länderübergreifenden Buslinie von Rheinsberg nach Mirow sind auf Anregung des Vereins für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. neue Anzeigetafeln entstanden, die die Fahrgäste up Platt begrüßen.
Rückblickend gab es mit fast 70 Angeboten im Rahmen der Plattdeutschen Wochen so viele, wie noch nie zuvor. Dass die plattdeutsche Sprache in Mecklenburg-Vorpommern inzwischen eine nicht mehr zu überhörende Rolle spielt, unterstreicht nicht zuletzt die Übernahme der Schirmherrschaft durch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, besuchte den „Bäukerdag“ in Rostock dieses Jahr sogar persönlich und stellte mit Bedauern fest: „Plattdeutsch galt in der Vergangenheit als etwas Selbstverständliches. Das ist leider heute nicht mehr so.“ Es liegt daher an uns allen, dafür zu sorgen, dass die plattdeutsche Sprache wieder einen aktiven Part im Sprachgebrauch des Landes einnimmt. Platt ist ein Gemeinschaftsprojekt, es gelingt nur zusammen. Also: Schnacken oder spräken wi Platt!
Der Heimatverband bedankt sich bei allen Akteuren, Mitwirkenden und Interessierten für ihr eindrucksvolles und kreatives Engagement, wodurch die Plattdeutschen Wochen auch in diesem Jahr wieder zu einem großen Erfolg wurden. Wir möchten schon jetzt dazu einladen, sich auch im kommenden Jahr an den Plattdeutschen Wochen in Mecklenburg-Vorpommern zu beteiligen und freuen uns auf ein Wiedersehen!