„Dr. Fritz Reuter morgens nicht zu sprechen“ - ein Porzellanschild mit dieser Inschrift ließ der Schriftsteller an seiner Villa in Eisenach anbringen. Es sollte verhindern, dass zu viele Verehrer klingelten. Der Demokrat und einstige Festungshäftling war schließlich ein berühmter Dichter. Fritz Reuter (geboren am 7.11.1810), der Schriftsteller, dessen Kindheit von dem gestrengen Vater, dem tüchtigen Stavenhagener Bürgermeister Georg Johann Jakob Reuter, dessen Jugendzeit von 7jähriger Festungshaft als eines der ersten Opfer der Metternichschen sogenannten „Demagogenverfolgung“ bestimmt war. Seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft war Grund genug dafür.
Als er 1840 im Zuge einer Amnestie freigelassen wurde, versuchte er zunächst das Studium weiterzuführen, brach es dann ab und begann, als „Strom“, als landwirtschaftlicher Volontär, auf einem Gut nahe Stavenhagen zu arbeiten. In dieser Zeit veröffentlichte er erste satirische Schriften im „Mecklenburgischen Jahrbuch auf alle Stände“.
1851 nahm Fritz Reuter sein Schicksal in die eigenen Hände. Er heiratete Louise Kuntze, eine Pfarrerstochter, die in der Nähe als Kindermädchen gearbeitet hatte, und lebte als Privatlehrer in Treptow an der Tollense, dem heutigen Altentreptow. So gewann er Ausgeglichenheit und Ruhe für das, was ihm zunächst als Nebenerwerb dienen und bald darauf zu Ruhm und Wohlstand verhelfen sollte.
Seine schriftstellerische Begabung konzentrierte er auf die niederdeutsche Sprache. Das Erstlingswerk „Läuschen un Rimels“ erschien 1853 im Selbstverlag und wurde ein großer Erfolg. Diese heiteren Gedichte waren der bescheidene Anfang eines bedeutenden literarischen Werkes, dessen künstlerischen Gipfel Reuter in dem dreiteiligen Roman „Ut mine Stromtid“ erreichte.
Es entstanden „Kein Hüsung“ (1857), „Ut de Franzosentid“ (1859), „Hanne Nüte un de lütte Pudel“ (1860), „Schurr Murr“ (1861), „Ut mine Stromtid“ erster Teil (1862) und zweiter Teil (1863). Er zog nach Eisenach, wo er „Ut mine Stromtid“ mit dem dritten Teil (1864) vollendete; 1866 erschien „Dörchläuchting“, 1868 „De meckelnbörgschen Montecchi un Capuletti oder de Reis' nah Konstantinopel“. „De Urgeschicht‘ von Meckelnborg“ erschien nach Reuters Tod.
Er starb am 12. Juli 1874 in Eisenach.
Reuter Ehrungen in Stavenhagen:
Am 12. Juli 2024, dem 150. Todestag Fritz Reuters (1810-1874) findet die zentrale Reuterehrung am Denkmal des großen niederdeutschen Dichters auf dem Marktplatz der Reuterstadt Stavenhagen statt. Den Auftakt bilden Musikerinnen und Musiker der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin. Anschließend rezitieren Schülerinnen und Schüler des Reuterstädter Schulcampus aus Reuters Werken und der Fritz-Reuter-Chor Stavenhagen wird das Ganze festlich umrahmen. Mit einer Festveranstaltung auf dem Schlossinnenhof, musikalisch begleitet vom Trio INCIBIT und im Beisein der Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, wird der Festakt fortgesetzt. Ab 20 Uhr findet dann die Premiere des Theaterstücks "Kein Hüsung" von Fritz Reuter in der hochdeutschen Bearbeitung von Max Gerhardt unter der Regie von Lutz Trautmann statt. Das Vorhaben geht auf eine Idee aus dem Jahr 1960 zurück. Damals spielte ein ganzes Dorf (Puchow) mit unvergessenem Erfolg. Zum Finale wird ein musikalisches Lichter-Funken-Feuerwerk vor dem Fritz-Reuter-Denkmal entzündet.
Tags darauf, am 13. Juli 2024, wird mit einem Festumzug der Vereine und Gewerbetreibenden der Stadt Stavenhagen Fritz Reuters gedacht. Es findet ein Bürgerfest mit Kinderattraktionen, Puppentheater, Musik, Tierschau, Fußballturnier und vielem mehr statt und ab 14 Uhr erklingt ein Konzert des Landespolizeiorchesters Mecklenburg-Vorpommern im Schlossgarten von Stavenhagen. Mehr Details zu allen Veranstaltungen finden Sie unter:
https://frlm-mv.de/event/reuterehrung/
https://frlm-mv.de/Veranstaltungen/
https://frlm-mv.de/event/kein-huesung-eine-stadt-spiel-fritz-reuter/
Stiftung Mecklenburg erinnert an Reuter
Wie halten Sie es mit Fritz Reuter? Was haben Sie von ihm gelesen? Können Sie ein Gedicht von ihm vortragen? Diese Fragen wurden Menschen in Mecklenburg-Vorpommern gestellt für die neue Sonderausstellung der Stiftung Mecklenburg in Fritz Reuters 150. Todesjahr. „Erinnern an Reuter“ heißt die Schau im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus mit Reuter-Devotionalien, Gedenkmünzen, Sammelbildern und Beispielen für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Werk des niederdeutschen Dichters. Den Eröffnungsvortrag bei der Vernissage am 10. Juli hielt Rainer Schobeß vom Institut für niederdeutsche Sprache.
Ausstellungszeitraum: 10.7.2024 – 10.11.2024 im Schleswig-Holstein-Haus, Puschkinstraße 12, 19055 Schwerin.
Am 9. 10. erzählt dort Cornelia Nenz mit ihrem Vortrag „Dat Wienglas hett se all bisid bröcht“ aus dem Leben der Louise Reuter, der Ehefrau.
Einweihung Warnemünder Reuter-Eiche
Einweihung der Warnemünder Fritz-Reuter-Eiche am 12.7.2024 um 11:00 Uhr.
Anlässlich des 150. Todestages unseres mecklenburgischen Heimatdichters freuen wir uns, dass es uns in Zusammenarbeit mit den zuständigen Rostocker Ämtern sowie der Unterstützung von Privatleuten und einheimischen Firmen gelungen ist, dieses Projekt zu realisieren.
Die Einweihung findet im Stephan-Jantzen-Park, nördlich des Parkhauses „Ostsee“ (erreichbar über die Parkstraße) statt. Mit dabei sind u.a. Shantychor „De Klaashahns“, Museumsverein Warnemünde e.V., Dr. Kathrin Möller (Leiterin Schifffahrtsmuseum Rostock), Frauenchor „SingManTau“
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