Die Mühle des Monats Oktober 2022

dreht sich in Bad Doberan

Die Backhausmühle in Bad Doberan – immer wieder Rettung dank Fürsprache

Ihre Ordensregel schrieb den Zisterziensern die Neugründung ihrer Klöster in abgelegenen und unbewohnten Gebieten vor. Den Kern der Klosteranlage bildete die Kirche, der sich das Geviert der Klostergebäude anschloss, in dem die Mönche und die Laienbrüder aßen und schliefen. Daneben lagen der Friedhof, das Spital, das Haus der Novizen und die Abtswohnung. Einen zweiten Kern stellte der Wirtschaftshof dar, zu dem das Kornhaus, die Mühle, die Bäckerei sowie die zahlreichen Werkstätten und Ställe gehörten. Die im Jahr 1192, als Fürst Borwin von Mecklenburg die Rechte und Güter der Abtei Doberan vermehrte, genannte Mühle des Klosters Doberan – eine Wassermühle – gehört damit zu den frühesten Erwähnungen einer Mühle in Mecklenburg und ist europaweit eines der wenigen erhaltenen massiv ausgeführten Mühlengebäude des 13. Jahrhunderts. Das Wirtschaftsgebäude mit dem Mühlenflügel wurde um 1280 errichtet. Im Haus befanden sich neben der Mühle mit großem Getreide- und Mehllager sowie einer angeschlossenen Bäckerei die Klosterbrauerei und Mälzerei. 1350 wurde die Mühle in einer Urkunde als „Backhausmühle“ bezeichnet. Der funktionelle Zusammenhang von Mahlen, Brauen und Backen mit Hilfe fließenden Wassers ist hier bis heute nachvollziehbar.

Auch nach Einführung der Reformation und der Legung des Klosters blieb die Mühle erhalten. Zum Klosteramt Doberan gehörten 1628 vier Wassermühlen: neben der Backhausmühle „auf dem Kloster“, die sogenannte Neue Mühle „hinter dem Kloster“ sowie Mühlen in Althof und Satow. Hinzu kam eine Windmühle in Kröpelin. Alle waren von den Höfen getrennt und wurden bis ins 19. Jahrhundert regelmäßig verpachtet sowie zeitgemäß modernisiert.

1862 gehörten zum Geschäftsbetrieb von John Bull neben der gepachteten Kornmühle im Kloster eine Bayerisch-Bierbrauerei mit Brennerei und Mälzerei und ein Korn- und Saatgeschäft. Im 20. Jahrhundert ging dann die Nutzung der Backhausmühle bis zu ihrer endgültigen Stilllegung weiter zurück. Wichtiger wurde die Klosterbrauerei. Als diese von der Stadt Doberan verkauft werden sollte, fürchteten die Großherzogliche Regierung und der Heimatbund Mecklenburg um den Bestand des „schönen Denkmals aus der Doberaner Klosterzeit“. Es kam zum Einspruch des Großherzogs gegen die Privatisierung der „altberühmten“ Klosterbrauerei wegen der Gefahr des Abbruchs. Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung des wichtigen Baudenkmals wurden in Aussicht gestellt. 1911 rief der Heimatbund Mecklenburg zum Erhalt der Backhausmühle auf. Die am Ende des 13. Jahrhunderts erbaute und noch gut erhaltene Mühle „zeigt uns, wie hübsch und praktisch und dauerhaft die Doberaner Klosterleute gebaut haben und giebt uns mit ihren großen Kornböden und sonstigen Einrichtungen noch heute einen Beweis von ihrer umfangreichen wirtschaftlichen Tätigkeit.“

In den 1920er Jahren endete die Nutzung als Mühle. Neue Nutzer wurden u.a. eine Molkereigenossenschaft, während des Zweiten Weltkriegs ein Rüstungsbetrieb, und zuletzt eine Großküche.

1979 wurde das Wirtschaftsgebäude des Klosters mit der ehemaligen Mühle, Brennerei und Brauerei durch einen Brand stark beschädigt. Der Mühlenanbau blieb aber verschont und wurde bis in die 1990er Jahre weiterhin als Großküche genutzt.

Ein 1998 gegründete Klosterverein hat sich frühzeitig Gedanken um eine weitere bzw. neue Nutzung des sogenannten Wirtschaftsgebäudes auf dem Klostergelände gemacht und initiierte seit 2003 die Wiederherstellung der Wassermühle als Getreidemühle und plante die Stromerzeugung im ursprünglichen Mühlenteil.

Mit einer Machbarkeitsstudie und einer Förderung für ein Modellvorhaben im Programm „Gebäudebestand (Energieeffizienz, Denkmalschutz)“ konnte die Stadt Doberan die Wiederherstellung der Klostermühle umsetzen. Der Umgang mit Energie bzw. Energieeinsparung an Baudenkmalen und die Wiedernutzung der Wasserkraft sollten gezeigt werden. Der durch das Mühlengebäude fließende mittelalterliche Wallgraben wurde ein wesentliches Teil der Wiederherstellung. Wegen des überragenden Denkmalwertes der Klosteranlage konnte nach Abstimmung mit den Wasserbehörden auf Errichtung einer Fischtreppe verzichtet und die jahrhundertealte Kultur des Zusammenwirkens von Mühlen und Wasserbauwerken beispielhaft wieder hergestellt werden. Um naturschutzrechtliche Belange einzuhalten, wurde frühzeitig eine Lösung für die nistenden Fledermäuse gefunden.

Das neue, innenliegende Wasserrad hat einen Durchmesser von 2,70 m und eine Breite von 80 cm. Bis 3 kW Strom können vorrangig für die Nutzung im Haus erzeugt werden. Mehrfach im Jahr führt der Klosterverein ein Schaumahlen für Besucher vor.

Der Mühleneinbau war zugleich die Initialzündung für eine weitergehende Nutzung des Gebäudes. Im Erdgeschoß ist eine kleine Klosterbrauerei geplant, in der auch Brau- und Mahllehrgänge durchgeführt werden sollen.

Die Rettung und Wiederaktivierung der Backhausmühle ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen erfolgreichen denkmalgerechten Erhalt von Wassermühlen. Es ist zu hoffen, dass er nicht ohne Fortsetzung bleibt, obwohl in Mecklenburg-Vorpommern gegenwärtig mehr Wert auf die Durchgängigkeit der Fließgewässer für Fische gelegt und damit den Mühlen ihre Existenzgrundlage genommen wird.

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Die Klostermühle Bad Doberan im Jahr 2016 (Foto: J.-L. Bauditz)
Das Wasserrad der Klostermühle Bad Doberan im Jahr 2016 (Foto: J.-L. Bauditz)

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