Die Mühle des Monats November 2022

steht in Altkalen bei Gnoien, Landkreis Rostock

Altkalen – die letzte gewerblich betriebene Windmühle in Mecklenburg-Vorpommern

Im Mittelalter gab es in Altkalen eine Wassermühle. Sie wurde schon 1307 erwähnt und war bis zur Reformation Darguner Klosterbesitz. Fraglich ist, wann sie gelegt wurde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Altkalen eine Windmühle gebaut. Eigentümer war der Inhaber eines Erbpachtgehöfts. Bis in die 1890er Jahre war die sie im Besitz der Familie Holz. Gustav Preuß, geboren 1854 als Sohn eines Mühlenbauers aus Loitz, pachtete die Mühle zunächst und kaufte sie dann 1896 für 15.000 Reichsmark. Erst 1904 baute er das Wohnhaus auf dem Mühlengrundstück. Nach seinem Tod 1905 übernahm sein 19jähriger Sohn Rudolf Preuß, er hatte mit 14 Jahren bei seinem Vater die Lehre aufgenommen, die Mühle.

1913 brannte die alte Mühle durch Blitzschlag ab. Noch im selben Jahr wurde eine erst 1903 in Neumühle bei Schwerin gebaute Holländermühle der bekannten Rostocker Mühlenbauanstalt Hofwolt auf Abbruch gekauft und in Altkalen wieder aufgebaut. Alle Teile wurden mit Pferdefuhrwerken über 130 km weit nach Altka­len transportiert.

Die neue Mühle hatte statt der besegelten Flügel leicht zu bedienende Jalousieklappen. Das Kammrad in der Kappe, die Königswelle und die Getriebe waren aus Gußeisen statt Holz. Neben den Mahlgängen mit den Mühlsteinen stand ein Walzenstuhl. Am Tag konnten 3 Tonnen Weizen verarbeitet werden.

Bereits 1918 konnte die Mühle vom Wind unabhängig gemacht werden. Eine 40 PS starke Dampfmaschine sorgte bei Windstille für den Antrieb der Maschinen. 1923 wurde die Mühle um 1,50 m aufgestockt und erhielt ihr heutiges Aussehen. Neue Maschinen benötigten mehr Platz.

Die Dampfmaschine wurde 1928 durch einen Elektromotor ersetzt.

Bereits 1950, als noch zahlreiche Mühlen in der Land­schaft vor­handen waren, zählte man die Windmühle bei einer Er­fas­sung von Denk­malen zu den erhaltenswürdigen Objekten. Her­vorgehoben wurde die das Guts- und Landschaftsbild be­herr­schende Lage. Zwischen 1954 und 1956 wurde die Mühle noch einmal für 40.000 Mark umfassend modernisiert. Die Tagesleistung betrug jetzt 8 bis 10 Tonnen. Bis heute blieb diese technische Einrichtung unverändert und macht die Entwicklung der Mühlentechnik von 1910 bis 1956 anschaulich erlebbar.

1960 musste der damalige Besitzer Fredi Preuß unter massivem Druck in die LPG eintreten. Die moderne Kornmühle arbeitete nur noch mit vereinfachter Technik als Mischfutterwerk. Silos und Förderanlagen dienten dem Betrieb als Mischfutterwerk.

Nachdem die LPG 1990 die Mischfutterproduktion in der Mühle eingestellt hatte, machte es sich Familie Preuß zur Aufgabe, den alten Zustand der Mühle wieder herzustellen und begann mit einer vollständigen Restaurierung. Nach der Sanierung des Mauerwerks und der Fundamente wurden der Innenbereich überarbeitet und die komplette Mühlentechnik restauriert. Pfingsten 2004 konnte der Mühlenhof Altkalen eröffnet werden. Detlef Preuß, Altkalener Müller in 4. Generation, demonstriert bis heute die Arbeit und das Leben eines Windmüllers, eingebettet in Traditionen, Kultur und Kunst der Region.

Neben den Vorführungen als Schauanlage werden in dem produzierenden Denkmal jährlich 10 Tonnen Getreide verarbeitet. Ein Drittel wird auf dem Hof verarbeitet und als Brot und Kuchen den Besuchern angeboten. Ein Drittel wird als Mehl, in Tüten verpackt, verkauft und mit einem weiteren Drittel werden regionale Bäckereien beliefert.

Ab Ostern 2023 steht die Mühle wieder dem Besucherverkehr offen. Bis dahin soll die gegenwärtige Reparatur der Flügel abgeschlossen sein, damit wieder richtiges „Windmehl“ angeboten werden kann.

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Mühle Neukalen, 1930, Gemälde von Höppner
Mühle Neukalen im Jahr 1988, Foto: Sammlung Jürgen Kniesz
Mühle Neukalen im Jahr 2004, Foto: Sammlung Jürgen Kniesz
Mehlverkauf im Jahr 2019 in Neukalen, Foto: Sammlung Jürgen Kniesz

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