Was Heimat ist

von Cornelia Nenz

Was Heimat ist, hat wohl jeder schon einmal für sich selbst beantwortet. Und jeder Mensch verbindet mit dem Begriff etwas ganz Eigenes, Individuelles: Einen Ort, eine Landschaft, einen Klang, einen Geruch, das Gefühl, zu Hause zu sein, sich verbunden zu fühlen mit anderen Menschen, die hier Heimat haben oder Heimat suchen.

Heimat in Meckelnborg-Vörpommern: Minschen un Landschaften, Lebensort un Buwarke, Städte un Dörper, Gistern, Hüt un nich tau vergeten: Morgen. Dit allens is uns‘ Land, is uns‘ Tauhus, uns' Hüsung. Wecker de Vergangenheit nich kennt, weit nich, wieans dat Hüt dorut wussen is, de kann sein eigen Tied nich verstahn un keine Taukunft richtig in’t Og faten. Heimat hett tau dauhn mit de Vergangenheit, mit dat Öwerkamen von öltlings her, mit de regionale Geschicht, äwer ok mit uns Brük un Gewenntheiten in uns‘ Gegenwart und mit dat, wat wi in de Taukunft för uns' Land as richtig estimieren. Taukunft taulaten, ahn de Geschicht tau vergeten. Tradition bewohren as Grundlag, Utkiek un Hoffnung up dat Niege! Heimat mag de Urt sien wo ein buren is un tagen, Heimat mag en Gefäuhl sien un ein Tausamenhüren. Heimat sall äwer ok ne apen Gesellschaft sien, wo Lüd willkamen sünd, de hier Heimat säuken, ob se ut Regensburg kamen oder ut Kabul.

Heimat ist die konkrete, soziale, kulturelle und natürliche Umwelt, in die Menschen hineinwachsen oder hineinkommen, die ihnen besonders vertraut ist oder zu der sie eine Bindung aufbauen wollen.
Heimat ist nicht unveränderbar und festgefügt. Sie verändert sich nach aktuellen Bedürfnissen, nach sozialen Gegebenheiten; immer trägt sie die Spuren menschlichen Lebens und Wirkens. Jede regionale Kultur ist ein Spiegel vielfältiger Lebensweisen und soll allen Generationen und Altersstufen, allen Bildungsschichten und allen Temperamenten zugänglich sein.

Als vornehmste Aufgabe sieht der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. daher das ständige Bemühen, die tradierten guten und humanistischen Werte unserer Region zu bewahren und in das Heute zu überführen. Die Menschen, Vereine und Institutionen, die sich diesem aufgeklärten demokratischen Heimatgedanken verschrieben haben, will der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern mit seiner Arbeit verbinden, will ihnen den Boden bereiten und Mut machen. Nicht rückwärtsgewandte Heimattümelei wollen wir betreiben, sondern das Gute und Wertvolle in unserem Bundesland schützen und dem Lebensgefühl und der Lebensqualität unter heutigen Bedingungen dienstbar machen.

Im Verbund mit anderen Vereinen, Verbänden, Institutionen und Religionsgemeinschaften, die sich mit Kultur-, Heimat-, Landschafts-, Denkmal- und Umweltpflege befassen, wollen wir unseren spezifischen Beitrag leisten, Heimatliebe, Identitäts- und Heimatbewusstsein zu fördern und dem Zusammenhalt der Menschen im gesamten Bundesland eine Plattform zu bieten, von Schönberg bis Penkun, von Sassnitz bis Mirow.

Das Wirken des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern ist getragen von der Überzeugung, dass Heimatpflege nur auf demokratischem Boden gedeihen kann, und dass jeglicher Versuch, sie für revanchistische, menschenverachtende und reaktionäre Ziele zu instrumentalisieren und zu missbrauchen, konsequent unterbunden und bekämpft werden muss.


Dr. Cornelia Nenz, Vorsitzende des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern 2015-2020


 

Resolution des BHU

Wer da ist, gehört zur Heimat

Wir, der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) mit seinen Landesverbänden, stellen uns entschieden gegen die Verwendung des Heimatbegriffs zur Diskriminierung und Ausgrenzung
vermeintlich Anderer. Dafür haben wir gute Gründe. Wir sehen, dass der Heimatbegriff von rechten Gruppierungen immer wieder missbraucht wurde und wird, um Menschen auszuschließen, diese als „nicht zugehörig“ zu markieren und damit zu diskriminieren oder um andere reaktionäre politische Ziele zu verfolgen. Ein solcher Umgang mit dem Begriff und dem Phänomen Heimat ist undemokratisch: Die Argumentation
von Rechtsaußen stellt die „Heimat der Deutschen“ als naturgegeben und einheitlich dar, sie würde sich grundsätzlich von der Heimat zugewanderter Menschen unterscheiden. Es wird ein Mythos einer vorindustriellen Gesellschaft mit „richtiger“ Heimat verbreitet, die Rückkehr zu dieser würde durch Andersglaubende, Andersaussehende oder Andersdenkende bedroht. Durch diese Konstruktion von Unterschieden wird versucht, Ausgrenzung, Diskriminierung, Hass und Gewalt zu legitimieren.


Teilhabe für alle
Wir und unsere Engagierten setzen uns aktiv für Heimat ein, weil wir Heimat als etwas Wertvolles
erachten. Sie ist nicht selbstverständlich. Heimat ist ein fragiles Konstrukt, das oft von
politischen Tendenzen vereinnahmt wird. Sie ist gewinnbringend, wenn sie Solidarität und
Gemeinschaft schafft. Heimat bedeutet Verortung und auf vielfältige Weise Zugehörigkeit,
materiell und räumlich, sozial, virtuell oder in anderen Formen. Bezugspunkte für Heimat
können die Landschaft, die Stadt, das Dorf oder die Nachbarschaft sein. Genauso können jedoch
Natur- und Kulturerbe, Arbeit und Gemeinschaft, geteilte Überzeugungen, gemeinsame
Interessen und der Austausch zwischen Menschen Heimat sein. Heimat zu finden ist auch ein
Prozess des Knüpfens und Vernetzens von Beziehungen und sozialen Strukturen, der den Zusammenhalt
stärkt. Die Grundlage dafür ist die Kommunikation, eine entscheidende Voraussetzung
ist die Möglichkeit der Teilhabe und der Teilnahme für alle.


Heimat ist Vielfalt
Dem politischen oder ideologischen Missbrauch von Heimat stellen wir uns entschieden entgegen.
Es gibt und gab zu keinem Zeitpunkt eine homogene Heimat oder eine homogene
Kultur. Vielmehr bestanden schon immer Austausch und Anpassung von Kulturen und deren
Techniken, sodass – trotz aller regionaler Eigenheiten – fließende Übergänge, Dynamiken
und Entwicklungen integrale Bestandteile unseres Kulturerbes sind. Zuwanderung und das
Zusammenleben verschiedener Religionen und Lebensmodelle gehören selbstverständlich zu
unserer Lebensrealität in Deutschland. Niemand hat das Recht, anderen die Zugehörigkeit zu
Heimat abzuerkennen. Wir können und wollen daher weder eine Abgrenzung zu vermeintlich
„Anderen“ vornehmen noch einen „naturgegebenen“ und unveränderlichen Zustand
von Heimat anerkennen. Es ist für uns nicht plausibel und nicht akzeptabel, Bestehendes und
Neues in eine Hierarchie zu bringen oder Teilaspekte zu bevorzugen.


Heimat durch gemeinsame Arbeit bestimmen
Wir wollen das vielfältige materielle und immaterielle Kulturerbe sowie Kulturlandschaften
und das Wissen darüber erhalten und entwickeln. Dafür setzen wir uns mit unserer Arbeit
ein. Das lebendige Wissen über Traditionen und Erbe ist uns wertvoll. Uns ist aber bewusst,
dass dieses Erbe nicht statisch, sondern gewachsen ist und weiterwächst. Einen kreativen
Umgang damit und die Ergänzung durch Neues mit jeder Generation befürworten wir daher.
Die Verwendung des Heimatbegriffs als Mittel der Ausgrenzung von Menschen ist demokratiefeindlich,
ganz gleich auf welchen Grundlagen die Ausgrenzung basiert, ob auf rassifizierenden,
nationalistischen, antisemitischen, antiziganistischen oder anderen diskriminierenden
Grundlagen. Das Grundgesetz mit seiner freiheitlich demokratischen Grundordnung wissen
wir dabei auf unserer Seite. Wer hier ist, hat ein Recht darauf, Heimat in Deutschland zu
erfahren, zu bilden und hier heimisch zu werden. Als Engagierte in der Heimatpflege sehen
wir es als unsere Aufgabe an, dies in unserem Rahmen zu ermöglichen. Heimat ist eine Einladung.
Wir sagen klar: Wer da ist, gehört zur Heimat dazu!


 


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