Mit großer Spannung wird alljährlich die Verkündung des „Plattdeutschen Wortes des Jahres“ erwartet. In diesem Jahr ist die Bekanntgabe Teil des Symposiums: „Mit Lust, mit Leiw, mit Kraft, mit Allen!“ im Schloss Stavenhagen, das federführend vom Fritz-Reuter-Literaturmuseum und dem Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald sowie mit Unterstützung des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. durchgeführt wird. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr.
Den Wettbewerb um das schönste Plattdeutsche Wort gibt es seit 1995, initiiert vom Fritz-Reuter-Literaturmuseum. Inzwischen verbergen sich hinter dem Plattdeutschen Wort drei Kategorien, wobei die dritte Kategorie erstmals vom Publikum selbst bestimmt wurde. Neu war in diesem Jahr auch, dass es jetzt eine eigens für den Wettbewerb vom Fritz-Reuter-Literaturmuseum erstellte Internetseite gibt, auf der alle Einreichungen gesammelt wurden und die auch die Publikumsabstimmung zur Neuschöpfung ermöglichte.
Der Wettbewerb wird gemeinsam vom Fritz-Reuter-Literaturmuseum und dem Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. ausgetragen.
Das Plattdeutsche Wort wurde auch in diesem Jahr in den drei Kategorien gesucht:
- schönstes plattdeutsches Wort
- liebste Redensart oder liebstes Sprichwort
- bester aktueller plattdeutscher Ausdruck - eine Neuschöpfung (Publikumsentscheidung)
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass die zentralen Themen unserer Zeit auch bei diesem scheinbar so unpolitischen Wettbewerb doch eine große Rolle spielten. So zeugt auch das diesjährige Ergebnis von der großen Sehnsucht der Menschen nach einem friedlichen Miteinander, der Hoffnung auf bessere Zeiten, wie auch vom Wunsch, lieber Taten sehen zu wollen, als sich nur mit Worten begnügen zu müssen.
Die Wortneuschöpfung steht förmlich im Gegensatz zum schönsten plattdeutschen Ausdruck des Jahres 2024. Sie trifft offenbar das Empfinden vieler Menschen angesichts von Krieg und politischem Unfrieden in dieser Zeit. Nichts, so möchte man meinen, hat diese Welt derzeit nötiger als Hoffnung!
Die Jury hat ihr Votum abgegeben und folgende Sieger ermittelt:
Das schönste plattdeutsche Wort heißt: „Tauversicht“ – Zuversicht!
Das Siegerwort – wenn auch, regional bedingt, in unterschiedlicher Schreibweise – wurde gleich von zwei Personen eingereicht, wobei der diesjährige Sieger durch Los ermittelt wurde. Er kommt aus Parchim.
Liebste Redensart oder liebstes Sprichwort:
In der Kategorie Redensart hat das Rennen gemacht „Wecker rieden will, de möt ierst rup up ´t Pierd“ – Wer reiten will, der muss erstmal auf`s Pferd raufkommen –, eingereicht von einer Teilnehmerin aus Schönbeck im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.
Aktueller plattdeutscher Ausdruck:
In der Kategorie aktueller Ausdruck/Neuschöpfung erhielt die meisten Stimmen das Wort „düstersinnig“ – trübsinnig, schwermütig, depressiv. Ermittelt wurde das Siegerwort unter allen eingereichten Vorschlägen diesmal – und das war neu gegenüber den früheren Jahren – durch Publikumsentscheidung. Insgesamt gab es in dieser Kategorie 69 Wortvorschläge. Die fünf originellsten wurden zunächst von der Jury ausgewählt und dem Publikum noch einmal zur Auswahl gestellt. „Düstersinnig“ ging dabei als klarer Sieger hervor. Ins Rennen geschickt hatte ihn ein Teilnehmer aus Brabrand in Dänemark.
Mehr als 180 Einsendungen erreichten die Veranstalter. Dabei kamen Vorschläge aus allen Teilen Deutschlands, natürlich aus den acht Bundesländern, in denen die niederdeutsche Sprache beheimatet ist, aber auch aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und sogar aus Brasilien! Am meisten überrascht hat uns aber, dass der Sieger in der dritten Kategorie, der Wortneuschöpfung, aus Dänemark kommt und ein ausgewiesener Fritz-Reuter-Experte ist. So kann der Wettbewerb wieder einmal auch seine Internationalität unter Beweis stellen!
Die jüngste Teilnehmerin am Wettbewerb ist 4 Jahre, der älteste Einreicher 97 Jahre alt. Viele verbinden, wie sie uns schrieben, ihre liebsten Worte und Redensarten mit ganz persönlichen Geschichten und Erinnerungen. Auch über das entgegengebrachte Vertrauen haben wir uns gefreut.
„Es ist wunderschön, dass die neue Internetseite für das Plattdeutsche Wort so großen Anklang gefunden hat und wir setzen das im kommenden Jahr gerne fort.“, so der Leiter des Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagen, Torsten Jahn.