Windmühle Röbel – zweimal vor dem Sterben bewahrt
Der Röbeler Burgberg ist mindestens seit 1485 als Windmühlenstandort bekannt. Eine erste Mühle wurde bald nach dem Schleifen der fürstlichen Burg errichtet. Sie gehörte zur Altstadt von Röbel.
Die in herzoglicher Erbpacht zuerst für das Kloster und dann für den Rat der Stadt mahlende Bockwindmühle fiel 1569 einem Sturm zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau wurde sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Erst am Ende des 17. Jahrhunderts war die Stadt in der Lage zusätzlich zur Wassermühle, eine neue Stadt- oder Ratswindmühle zu bauen. Diese wurde nach 1800 von einer Holländischen Windmühle abgelöst, die um 1830 abbrannte und 1831 durch die heutige Galerie-Holländermühle ersetzt wurde. Eine Besonderheit unter den mecklenburgischen Windmühlen ist, dass bei ihr auch die unteren Etagen in ausgemauertem Fachwerk bestehen.
1888 kaufte Müllermeister Carl Bonneval die Mühle mit der damit verbundenen Bäckerei und modernisierte sie. 1905 legte er seine Bäckerei still, um sich ganz dem Mühlenbetrieb widmen zu können. Die maschinelle Einrichtung der Mühle wurde erneut verbessert, der Ausbau auch in den Kriegs- und Nachkriegszeiten fortgesetzt. Als Müllermeister Hans Bonneval 1921 das Geschäft seines Vaters übernahm, wurden weitere Maschinen und ein Kraftmotor angeschafft. Die Flügel wurden entfernt.
Trotz aller Umbauten waren die Räumlichkeiten zu klein, um die Mühle wirtschaftlich zu betreiben. Bonneval baute 1929 eine moderne 10-Tonnen-Mühle und erweiterte den Betrieb um den Handel mit Getreide, Futter- und Düngemitteln.
Um die alte 100jährige Windmühle nicht sterben zu lassen, verkaufte er sie 1929 an den Reichsverband für Deutsche Jugendherbergen. Die Mühle wurde entkernt und blieb bis 1991 Jugendherberge.
Nach Jahren ungenutzten Daseins erfolgte eine erneute Rettung vor dem drohenden Sterben. Die letzte Röbeler Windmühle wurde durch die Stadt für rund 360000 € saniert. Im Mai 2006 wurde die restaurierte Haube auf die Mühle aufgesetzt, im Juni 2006 erhielt sie 23 m lange Flügel zurück. Seitdem wird sie von engagierten Bürgern als kulturelles Zentrum und für Ausstellungen – auch zur Röbeler Mühlengeschichte – genutzt und regelmäßig geöffnet. Sie wurde ein sicht- und erlebbares Wahrzeichen auf dem Berg, der seit dem Mittelalter für die Stadt von Bedeutung war.
Gemeinsam mit Jürgen Kniesz und Jan-Ludwig Bauditz vom Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern jeden Monat eine Mühle des Monats.
Weitere Hintergründe erfahren Sie unter Kulturdenkmal des Jahres.